Paid Content vom Winde verweht

Angesichts des herannahenden Hurrikans „Sandy“ hat sich die New York Times entschieden, alle Informationen der Website - nicht nur zu dem Hurrikan - freizugeben. „Open to all visitors“  ...


 

„Extrablatt! Extrablatt - Osama bin Laden getötet! Extrablatt!“ So könnte ich mir die Rufe von amerikanischen Straßenverkäufern vorstellen. Und selbstverständlich will der Straßenverkäufer 30 oder 50 Cent oder gar einen Dollar für die Extraausgabe. So oder so ähnlich stelle mir das als eine Art Highlight der Journalisten und des Verlages vor, wenn Redaktionen, Druckmaschinen und Verkaufsapparate gesondert anlaufen.

 

Die New York Times hat beim Tod von Osama bin Laden am 2. Mai 2012 keine gedruckte Sonderausgabe herausgebracht, in der Onlineausgabe jedoch jede Menge Informationen zeitnah veröffentlicht. Gegen cash. Zwar nicht direkt, doch alle Artikel zum Tod von Osama bin Laden wurden hinter einer sogenannten „paywall“ geführt. 15 Artikel waren frei zugänglich, dann musste für weitere Informationen gezahlt werden. Die New York Times hatte damals dafür jede Menge Kritik eingesteckt, war jedoch konsequent bei ihrer Geschäftspolitik geblieben. 

 

Im aktuellen Geschäftsmodell der New York Times sind online 10 Artikel frei zugänglich, wer mehr lesen möchte, der läuft gegen eine „Bezahlwand“ - oder wie es in Deutschland oft genannt wird - Bezahlschranke. Mal abgesehen von dem selten schlechten Begriff, um einem Kunden klar zu machen, dass er bezahlen muss, wird bei der New York Times die „Bezahlwand“ hin und wieder eingerissen. Aktuell ist dies der Fall, meldet Mashable (www.mashable.com). „Sandy“ hat die Paywall eingerissen.

 

Angesichts des herannahenden Hurrikans „Sandy“ haben sich die New York Times-Offiziellen entschieden, alle Informationen der Website - nicht nur zu dem Hurrikan - freizugeben. „Open to all visitors“ war die Website auch schon als „Irene“  2011 auf die Nordostküste der USA traf. 

 

Die Entscheidung ist nachvollziehbar. Informationen zu einer sich anbahnenden  Naturkatastrophe mit dem Vermerk „keine weiteren Infos ohne cash“ zu versehen ist nicht gerade Image fördernd. aber wäre es nicht konsequent?

 

Sind es nicht gerade die Krisenzeiten, bei denen seriöse journalistische Arbeit besonders hoch im Kurs steht? Die Verkaufszahlen von Tageszeitungen und die Einschaltquoten von Fernsehsendungen am höchsten und die Bereitschaft des Publikums seinen Obolus dafür zu zahlen am größten ist?  

 

Offenbar hält die New York Times ihre Strategie nicht konsequent durch. 

 

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"Der Druck der Zeitung ist lediglich eine vorübergehende Erscheinungsform, die mit dem spezifischen Wesen der Zeitung nichts zu tun hat.“

Robert Brunhuber 1907,
Dozent für Journalismus an der Handelshochschule Köln

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George Brock, Managing Editor The Times, 2001

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